Mikrofonierung Generell
Ich liebe Mikrofone! Ihre unterschiedlichen Klangeigenschaften und Details. Jetzt gehts darum was gibt's den an elektrischen Ohren, wo stell ich sie mir am besten hin.
kleine Mikrofonkunde
Ohne viele Umschweife, es gibt:
Dynamische Mikrofone oder auch Tauchspulen Mikro genannt. Funktioniert im Prinzip wie ein Generator/ Dynamo. An einer Membran hängt eine Spule die sich innerhalb eines Magnetfeldes bewegt. Wenn Schall darauf trifft, und die Membran mit Spule in Schwingung versetzt wird, wird ein elektrischer Strom induziert. Deswegen benötigen diese Mikrofone keine Stromversorgung. Es sind sehr robuste Kollegen von der Bauform her, haben einen eher mittigen Klang und eignen sich dementsprechend gut für E - Gitarren Verstärker Abnahme oder Gesang. Dieser Typ verfügt über einen "Nahbesprechungs Effekt", bedeutet wenn man ganz nahe an der Kapsel singt wird der Klang etwas dichter und bassiger. Eine Sonderform der dynamischen Vertreter ist das Bändchen Mikrofon (Ribbon). Es ist eine sehr fragile Bauform und eignet sich schlecht für tiefe Frequenzen. Bei diesem Mikrofontyp wurde die Spule durch ein oder mehrere hauchdünne Aluminium Bändchen ersetzt. Die geringe Masse der Membran macht es sehr schnell.
Kondensator Mikrofone gibt es als groß (2") und klein (1") Membran / Kapsel Ausführung. Diese Gattung benötigt Stromversorgung und wird meist über Phantomspeisung (+48 V über XLR) versorgt. Der Hauptunterschied zu dynamischen Mikrofonen ist das diese einen sehr großen und meist relativ gleichmäßigen Frequenzgang haben (40 Hz - 20 kHz ist da völlig Normal). Der zweite ist natürlich die Konstruktion. Wie der Name verrät wurde bei diesem Mikrofon die "schwere" Tauchspule durch einen "leichten" Kondensator ersetzt. Dadurch reagieren Kondensatoren deutlich schneller. Die Kleinmembran Ausführungen haben einen nicht so stark ausgeprägten Bass Bereich dafür aber sehr luftige Höhen. Eine Spezialform dieser Gattung sind Röhrenmikrofone. Bei der Kapsel handelt es sich noch immer um einen Kondensator, aber im Vorverstärker sitzt eine Röhre.
Was hört so ein Mikrofon nun?
Es gibt verschiedene Richt Charakteristiken die
beschreiben in welchem "Umkreis" ein Mikrofon etwas hört. Bei dynamischen Mikros sind am stärksten Niere oder Hyperniere (Bild 1 und 2) verbreitet. Dies sind sehr stark gerichtete Charakteristiken und nahezu immun gegen Schall der von hinten kommt. . Eine weitere wäre Kugel (Bild 3), wie der Name verrät nimmt diese Charakteristik alles im Umkreis von 360° auf. Dann wäre da noch die 8 (Acht)(Bild 4). Herbei wird der Schall von vorne und hinten in der Kapsel aufgenommen, aber nicht von den Seiten. Als würde man sich eine liegende Acht über dem Mikrofon vorstellen. "Richtmikrofone" haben eine Keulencharakteristik (Shotgun Bild 5). Diese zeichnet sich durch einen sehr schmalen Richtkegel aus (um die 40°). Jeglicher Schall der von außerhalb dieses Winkels eintritt wird verfärbt bis ausgelöscht.
Manche Mikrofone können in der Charakteristik umgeschaltet werden, oder es kann die Kapsel getauscht.
Wohin mit den Mikros?
Man hat die Wahl zwischen zwei Grundsätzlichen Möglichkeiten. Diese sind Nah, oder Entfernt von der Schallquelle.
Bei der Close (Nah) Mikrofonierung ist man sehr knapp an der Schallquelle, das heißt wenige Zentimeter. Dadurch dass der Direktschall überwiegt und der Raumanteil sowie etwaige Störgeräusche oder Übersprechungen fast ausgeschlossen sind erhält man ein sehr sauberes, direktes Signal.
Bei der Raum (Entfernt) Mikrofonierung steht man weit genug weg um entweder ein Mischsignal aus mehreren Quellen (z.B.: der Gesamtklang einer 4 x 12 Box) oder bewusst auch Raum Anteil haben möchte (die Reflektionen und damit den Klang des Raumes). Man ist hier bald mal einen Meter von der Signalquelle entfernt ist. Man kann ein Mikrofon natürlich auch "Off Axis" hinstellen. Das bedeutet dass das Mikrofon nicht direkt auf die Schallquelle blickt. Dadurch kann man hohe und scharfe Klanganteile ausblenden. Auf Stereo Mikrofonierung gehe ich hier nicht näher ein. Das wird ein eigener Artikel.
Welche Mikros wo nochmal...?
Dynamische Mikrofone eignen sich sehr gut für mittige Klänge und damit hervorragend für:
Gitarren Verstärker. Je nach dem wie viele Lautsprecher die Gitarrenbox hat, muss man beim Close einen heraussuchen der gefällt und das Mikrofon sol lange davor bewegen bis man den Klang denn man will gefunden hat. Als Faustregel gilt, je näher zur Mitte desto schärfer. Auf der Kalotte (die Kappe in der Mitte eines Lautsprechers) bringt nichts, da ist kein nennenswerter Ton.
Bläser ca. einen halben Meter vom Schalltrichter des Instrumentes entfernt (außer man hat ein anklipp Mikrofon für das Gebläse).
Toms und Snare werden Close am Rand der Trommel platziert (So das der Schalgzeuger nicht dauernd darauf 'rumklopft) und blicken ins Zentrum des Schlagfells. Je weiter man das Mikrofon vom Zentrum weg neigt, desto stärker wird der Kesselanteil im Klang, während in der Mitte der Anschlag dominiert.
Bass Drum. Dafür gibt es eigene Mikrofone die für die Abnahme tiefer Frequenzen optimiert sind. Diese Dinger gehören dann vor das Resonanzfell, aber nicht in die Mitte, oder in den Ausschnitt des Resonanzfells. Je näher mann mit dem Mikrofon an den Schlagpunkt am Schlagfell rückt, desto deutlicher wird der Anschlag.
Live Gesang aufgrund ihres robusten Aufbaus, Nahbesprechungseffekt und Frequenzbereich.
Kondensator Mikrofone werden für Gesangsaufnahmen verwendet aber auch für:
Overhead beiCymbals und Percussion. Das ist etwas das in Richtung Stereo Mikrofonierung geht. Würde mann jedes Becken einzeln Mikrofonieren, bräuchte man unzählige Mikrofone und hätte nur Probleme mit Übersprechen und Phasenauslöschungen. Schlagzeuge werden typischerweise A / B Mikrofoniert. Das heißt, dass sich jeweils über dem Linken und Rechten Bereich der Becken ein Mikrofon befindet und sich von der Ausrichtung her leicht in der Mitte überschneiden. Die Hi Hat wird trotzdem meist noch zusätzlich Mikrofoniert.
Raum Mikrofonierung ist ein prädestiniertes Beispiel für den Einsatz von Kondensatoren, egal welches Instrument es ist. sobald ich einen halben Meter von der Schallquelle weg bin fängt der Raumanteil an sich in den Klang zu mischen. Ein Kondensator kann diesen perfekt aufnehmen.
Akustische Instrumente aller Art von der Gitarre bis zum Flügel, ob gezupft, gestrichen, geblasen oder geschlagen. Vor einer Gitarre reicht normalerweise ein Mikrofon (nicht auf das Schallloch zielen, etwas davor beim Halsübergang). Sollte man zwei verwenden empfehle ich entweder baugleiche, oder ein Großmembran am Korpus (hinter den Steg blickend) und ein Kleinmembran am Hals.
Grundlegende Gedanken
Man muss es aus Sicht eines Ohres Betrachten. Es hört alles, erst unsere Intelligenz filtert die Informationen heraus und entscheidet was wichtig ist. Ein Mikrofon hört einfach nur, gemäß seiner Richtcharakteristik und Frequenzganges. Jedes Störgeräusch und jede unerwünschte Frequenz werden "blind" erfasst. Will man ein Signal so ungestört wie möglich aufnehmen, muss man so nah wie möglich an die Schallquelle heran um anderen auszuschließen (z.B. bei Live Mikrofonierung). Hat man es mit vielen Schallquellen zu tun (Drums, Chöre...), ist eine Raum Mikrofonierung mit Stütz Mikrofonen (Bass Drum, Snare oder die einzelnen Stimmlagen des Chors) vorzuziehen da dies immer homogener wirkt, und es einem Lotto 6er gleicht bei extrem vielen nebeneinanderliegenden Signalquellen nicht Phasen Schweinereien zu bekommen.
Jedes Mikrofon hat seinen Charakter, und die Entscheidung welches man wo verwendet ist eine Frage von Geschmack, Idee und was das Mikrofon abbilden kann.
Ein paar Standard Mikrofone
Unter den Arbeitstieren auf den Bühnen findet man seit Jahrzehnten die SM 57 / 58 Reihe von Shure. Beide sind Vertreter der dynamischen Bauform. Das 57er ist auch ein Standard für E Gitarren Mikrofonierung.
Unter den Großmembran Kondensatoren ist die AKG C414 Reihe seit den 1970er Jahren ein Maßstab. Von Overhead bis Gesang sind sie überall brauchbar.
Im High End Bereich sind z.B. die Klassiker Neumann U87 / U47 zu nennen. Beide sind Röhren betrieben und Kosten ca. soviel wie ein Gebrauchtwagen.